PLACEBOEFFEKT

Spielt der Geist eine Rolle, wenn Menschen von unheilbar erscheinenden Krankheiten genesen?  Ist es möglich, im Bewusstsein Bilder zu erschaffen, die Spontanheilungen auslösen?

Die moderne Medizinforschung untersucht die vielen kleinen und die seltenen großen „Wunder“ seit vielen Jahren. Sie spricht vom „Placeboeffekt“ , wenn Menschen nur dadurch geheilt werden, dass sie an die Wirkung eines Medikaments oder eines Rituals glauben. Inzwischen haben Wissenschaftler des Instituts für medizinischen Psychologie der Universität München herausgefunden, dass dieser Effekt keine Einbildung ist: Es lassen sich eindeutig organische Veränderungen nachweisen, und zwar gezielt an dem Organ, für das der Patient Hilfe erwartet.

Der Placeboeffekt ist ein machtvolles Mittel der Heilung und spielt auch im medizinischen Alltag der Arztpraxen und Kliniken eine große Rolle: Jede Heilung hat stets auch einen "Placebo-Anteil", selbst bei hochwirksamen chemischen Präparaten.

In unserem Kulturkreis gibt es verschiedene therapeutische Methoden, die vor allem auf die Kraft der Selbstheilung setzen.

Die wichtigste und wahrscheinlich wirkungsvollste Methode wurde unter dem Namen „Hypnotherapie“ inzwischen als Therapieverfahren offiziell anerkannt. Die Hypnotherapie ermöglicht einen fast direkten Kontakt mit der Seele und kann so nicht nur psychischen, sondern auch körperliche Erkrankungen lindern, oft sogar dauerhaft heilen.

In den letzten 20 Jahren haben im Westen Geistheiler an Bedeutung gewonnen, die mit dem archaischen Ritual des Handauflegens heilen. Wenn auch viele, die ihre Dienste als Heiler anbieten, bei aller Gutwilligkeit nur wenig auszurichten vermögen, können einige wenige erstaunliche Erfolge vorweisen. Bei diesen Heilungen spielt der Placeboeffekt sicher die entscheidende Rolle – aber er kann wahrscheinlich nicht alles erklären. Einzelne Forscher bieten Modelle an, die eine physikalische Wirkung nahelegen – aber keine der bisher vorgestellten Theorien ist bisher bewiesen.

Ganz gleich, wie sich ungewöhnliche Heilungen erklären lassen  - alternative Methoden sind  kein Argument gegen die Schulmedizin, sondern nur ein Beleg dafür, dass es andere, ergänzende, vielleicht weiterführende Wege gibt, die wir keinesfalls ignorieren dürfen. Die westliche Heilkunst ist unverzichtbar, wenn es um die Diagnose schwerer Erkrankungen geht, sie hat ihre größten Erfolge in der Akutbehandlung und in der Chirurgie. Aber sie stößt wie jede Heilkunde immer wieder an ihre Grenzen.

Hinter der Barriere der wissenschaftlichen Erklärbarkeit liegt ein weites Land, das Schulmediziner manchmal gering schätzen, wohl auch deshalb, weil sie es nicht in ihr Weltbild einordnen können. In diesem unerforschten Gebiet arbeiten die Schamanen der Naturvölker und die Geistheiler des Westens, und dort liegen vielleicht auch Erklärungen für das Geheimnis der sogenannten Spontanheilung.  Dieser Begriff steht für eine Genesung, die nicht wissenschaftlich erklärbar ist: Selbst schwere Krebserkrankungen, die medizinisch unheilbar erscheinen, können manchmal wie von selbst verschwinden, haben Ärzte inzwischen zweifelsfrei festgestellt.

Spontanheilungen sind sehr selten, aber allein die Tatsache, dass sie existieren, macht Hoffnung: Körper, Geist und Seele sind offenbar unter bestimmten Bedingungen in der Lage, auch jenseits der klassischen Medizin wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Jede Erkrankung entspricht wahrscheinlich einer Blockade in den Landschaften der Seele, aber sie lässt sich gleichzeitig auch stets als konkrete biologische Störung erklären. Wenn Patienten also die Schulmedizin nutzen, ohne die möglichen Hintergründe ihrer Erkrankung zu ignorieren, dann gehen sie auf einem neuen Weg. Sie werden, wenn nötig, Symptome bekämpfen, unerträgliche Schmerzen zum Beispiel, gleichzeitig aber werden sie sich auch den seelischen Ursachen ihrer Erkrankung zuwenden.

Wie die moderne Hirnforschung gezeigt hat, liegt unter der Oberfläche des rationalen Bewusstseins eine verborgene Schicht, die sehr alt ist, das Erbe unserer Vorfahren. In diesem Teil des Bewusstseins leben alte Mythen, auch der Glaube an die Möglichkeit von Wundern. Wenn es Patienten gelingt, dieses tiefe Vertrauen zu zulassen, dann geben sie ihren Selbstheilungskräften einen neuen Schub. Vielleicht, so vermuten Wissenschaftler, liegt hier ein Schlüssel zum Verständnis medizinischer Wunder.